Daten und Zahlen

Die Vermögenskluft ist vor allem dadurch entstanden, dass hohe Einkommen heute nicht mehr überwiegend durch Arbeit erwirtschaftet werden, sondern Einkommen aus Kapital darstellen. Die Forderungen, die dabei am Papier "wachsen" liegen über dem real Erwirtschafteten. Die Krise ergibt sich aus diesem Missverhältnis. Man beachte dazu die extrem alarmierenden Ausführungen von Harald Wozniewsky auf:
http://www.meudalismus.dr-wo.de/html/meudalismus.htm#4.7 oder die Ausführungen für Österreich auf:
www.armutskonferenz.at. Hier findet sich auch ein Dokument, in dem unter anderem nachgewiesen wird, dass der Staat über Steuern keine Umverteilung erbringt.
Die Zinslasten gewöhnlicher Bankkredite haben keine unerhebliche Wirkung, denn die verschuldete Wirtschaft gibt die Zinslasten über Warenpreise an den Konsumenten weiter, der verschuldete Staat über Steuern an seine Bürger. Laut einer Studie von Helmut Creutz beträgt die Belastung von Warenpreisen durch Zinsabgaben heute 34,8%. Diese Höhe ergibt sich aus den langen Tilgungszeiträumen bei Immobilien oder Industrieanlagen. Wer sein Haus zu 2/3 fremdfinanziert, über einen Kredit von 20 Jahren, zahlt es 2 mal, einmal dem Baumeister und einmal der Bank. Er hat also 100% Zinslasten.

Die Industrie muss die Zinslasten für ihre Anlagen natürlich auf die Warenpreise aufschlagen. So ist erklärbar, warum auf Waren auch ein Drittel Zinslast liegt. Um den Effekt zu verdeutlichen teilt Helmut Creutz in der folgenden Grafik die Bevölkerung in 10 gleich große Gruppen mit unterschiedlichem Vermögen auf. Die grauen Balken zeigen die Ausgaben (Kaufkraft) der einzelnen Gruppen. Daraus ergeben sich die Zinsbelastungen in der Höhe von 34,8% (schwarze Balken). Diese Gelder kommen nun als Zinsertrag (weiße Balken) den Vermögenden zu.



Ziehen wir die Ausgaben ab und betrachten wir, was dann an Zinslast und Zinsertrag überbleibt, so ergibt sich folgendes Bild der Umverteilung. Es zeigt sich, dass der obere Mittelstand die meiste Belastung erfährt, während das reiche Zehntel alle Zinserträge erhält. Der obere Mittelstand, das sind mittelständische Unternehmer, Juristen, Lehrer, Politiker der zweiten Reihe, Techniker, Informatiker, kurzum die produktivsten Kräfte der Gesellschaft. Warum lassen sie sich das bieten? Natürlich nur aufgrund von Desinformation. Sie haben einige Zehntausen am Konto und glauben als Sparer von Zinserträgen zu profitieren. In Wirklichkeit sind die versteckten Zinslasen viel höher. Der Finanzsektor ist also stets daran interessiert, die wahren Zusammenhänge des Geldsystems nicht zur Allgemeinbildung werden zu lassen. Wir erfahren in der Schule nichts von dem wesentlichsten Element unserer Wirtschaft, dem Geldsystem.
http://www.youtube.com/watch?v=kIhBef6bC1E



Die Finanzierung der Einkommen der Reichen trägt also jeder Bürger mit, und so steigt die Vermögenskluft ständig. Die Belastung der unteren Einkommensschichten ist dabei so groß geworden, dass diese zu Sklaven des Wirtschaftssystems werden. Sie können keine selbstständigen Unternehmen mehr aufbauen, denn es fehlt ihnen das Startkapital und sie gelten nicht als kreditwürdig. Wenn wir den Grundsatz der Aufklärung, dass der Mensch von Natur aus gleich an Rechten sei, zu einer materiellen Basis verhelfen wollen, dann muss es ein Grundeinkommen geben. Denn heute sind die Meisten durch die Ungleichheit des ererbten Besitzes von Anfang an dazu verdammt, sich den Boden unter ihren Füßen durch Arbeit zu verdienen, während andere ganze Ländereien erben.

Die Börse ist heute kein Nullsummenspiel, sondern entzieht der Realwirtschaft Geld

Die meisten Geldanlagen beruhen auf der Vermehrung von Geld durch Geld. Der Devisenhandel zieht Promille aus unterschiedlichen Wechselkursen. Dies ist nur dann ein gutes Geschäft, wenn man enorme Kapitalmengen einsetzt. Die Kapitalmengen sind heute so hoch geworden, dass 98% der Devisen nur zu Spekulationszwecken gewechselt werden. Das Spiel belastet natürlich die Wirtschaft, weil hier Geld herausgezogen wird, ohne dass das Kapital des Händlers der Realwirtschaft gedient hätte. Sobald es einen negativen Zins gibt, findet dieses Spiel ein Ende, denn die erhaltung hoher Geldmengen kostet dann, so wie heute die Erhaltung anderer Besitztümer.

Auch der Aktienmarkt würde durch einen negativen Zins begrenzt, denn viele Unternehmen würden es dann vorziehen, sich über Nullzinskredite zu finanzieren. In ihrer ursprünglichen Form wären Aktien eine sinnvolle Erfindung, denn über sie können sich Unternehmen Kapital beschaffen, das sie nicht zurückerstatten müssen. Aktien stellen Unternehmensbeteiligungen dar. Der Aktionär erwartet sich -wie ein Kreditgeber- einen Ertrag. Was für ersteren der Zinsertrag, ist für den Aktionär die Dividende. Der Aktionär fordert vom Unternehmen jedoch nichts, was mit einer Kredittilgung vergleichbar wäre. Will er sein Kapital wieder, so verkauft er die Aktie an den nächsten Aktionär. Dabei verdient er oft sogar noch, sofern deren Kurswert gestiegen ist.

Was die Spekulation mit Kurswerten betrifft, so ergab sich im letzten Jahrzehnt allerdings eine ungesunde Entwicklung, da der Geldzustrom durch die enormen Sparvermögen von Privaten und Firmen größer war als die Menge der vorhandenen Waren, in dem Fall Aktien. Wenn eine immer größere Anzahl Vermögender eine kaum wachsende Anzahl an Papieren ersteigern wollen, so steigt deren Preis. Da Anleger die Ware "Wertpapier" nicht kaufen, um sie zu konsumieren, sondern um sie später wieder zu verkaufen, sind inflationäre Preisanstiege auf diesem Markt erwünscht. Die Inhaber von Aktien verdienten plötzlich mehr durch deren Handel, als durch die Dividenden. Dies hat dazu geführt, dass eine Aktie heute im Durchschnitt nur noch eine halbe Stunde gehalten wird. Dieses Verhalten widerspricht dem Sinn einer Aktie, welcher darin besteht, dass Geldgeber, die an den Erfolg eines Unternehmens glauben, dieses durch ihr Geld zur Umsetzung unterstützen. Um diesen Sinn wieder herzustellen, sollten Aktien mindestens zwei Jahre gehalten werden. Daraus ergibt sich die Notwendigekeit einer Transaktionssteuer. Sie würde dafür sorgen, dass Kursentwicklungen gemäßigter verlaufen.

Der ideale Aktionär ist jemand, der wirklich an der Firma interessiert ist. Somit wäre es sinnvoll zu fördern, dass die Aktien eines Unternehmens in den Händen des eigenen Firmenpersonals liegen. Dies passiert, wenn Firmenpersonal das eigene Unternehmen aufkauft, um es vor dem Konkurs, und sich selbst vor dem Verlust des Arbeitsplatzes zu bewahren. Leider ist dies in den meisten Fällen nicht möglich, da die Firmeninfrastruktur als Konkursmasse möglichst teuer verkauft wird.

Die Preisanstiege durch künstlich induzierte Geldmengen, welche aus Bankeigengeschäften kommen, lässt am Wertpapiermarkt Blasen entstehen. So lange die Blase wächst, wachsen auch die Vermögen der Anleger. Am Ende dieses Booms werden die Wertpapiere an unwissende Bankkunden abgestoßen. Die letzten beißen die Hunde. Der Wertpapiermarkt verschlingt irgendwann all die Gelder, welche in der Realwirtschaft für Investitionen und Gehälter benötigt worden wären. Denn der Spekulationsboom erfasste auch die Unternehmen. Sie verzichteten darauf, ihr Geld in den eigenen Betrieb zu investieren um es lieber "für sich arbeiten zu lassen".


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Da Geld nun "von selbst arbeitete", wurde die Gier nach Geld auf Kosten der Arbeitnehmer größer:


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Bis die Anlagevermögen Werte erreicht hatten, deren Ausmaß weit über den real vorhandenen Produkten lag:


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Eine derartige Entwicklung könnte allein durch einen negativen Zins in Zukunft ausgeschlossen werden, denn wie oben argumentiert begrenzt dieser automatisch den Devisen und Aktienhandel. Aber statt diese notwendige Umkehr gesetzlich zu verordnen, sind Steuergelder in Rettungsaktionen investiert worden.

Aber warum mussten Banken überhaupt gerettet werden? Die Antwort ist einfach: Die Guthaben, die sie schufen waren realwirtschaftlich nicht gedeckt, weil das Wirtschaftswachstum nicht mit dem Zinszuwachs mitkam. So kam es zu massiven Kreditausfällen. Den Forderungen standen nun nicht ausreichend Verbindlichkeiten gegenüber. Wenn Banken sich selbst Kredit gewähren um damit Wertpapiere zu kaufen, dann ist das vorerst profitabel, denn sie können den Wertpapiermarkt mit Geld überfluten und Preissteigerungen auslösen, die den Wert der eigenen Papiere steigern. Aber das sind alles nur spekulative Preise. Realwirtschaftlich hat sich nichts verändert. Wenn die Blase platzt, dann haben Banken Wertpapiere ohne Wert in ihren Bilanzen, aber die Kreditschulden, die sie sich selbst hinein geschrieben haben, als die die Papiere kauften, stehen noch in voller Höhe drin. Aber wo kommen all die Wertpapiere her? Sie sind teilweise selbst durch Banken "erfunden" und an andere Banken verkauft worden. Deshalb stiegen auch die Schulden der Banken untereinander.

Wenn die Kreditvergabe zwischen verschiedenen Bankinstituten (welche in Zentralbankguthaben erfolgt) wirklich lediglich dem täglichen Saldenausgleich diente, dann sollte sie wesentlich geringer sein, als die Summe der Kredite an Nichtbanken (Bürger). Denn innerhalb eines großen Bankinstituts mit vielen Fillialen nivelieren sich Guthaben und Kredite annähernd, so dass der Saldenausgleich sich meist nicht wesentlich von der Nulllinie entfernt, und kaum Geld aufgenommen oder verliehen werden muss. Die Statistik zeigt aber, dass die Kreditvergabe der Banken untereinander in ähnlichen Größenordnungen liegt, wie die Kreditvergabe an Nicht-Banken. Dies mag auf den wechselseitigen Wertpapierhandel zurückzuführen sein. Bankenstatitik.PDF


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Banken werden von den Aktionären an ihren Bilanzen gemessen. Die Summen lassen sich auch dadurch erhöhen, dass Banken sich gegenseitig Kredite gewähren. Diese absurde Bilanzerweiterung hat anscheind im letzten Jahrzehnt überhand genommen (gelbe Kurve).

Neben Zins und künstlich induzierter Inflation am Wertpapiermarkt gibt es noch eine Möglichkeit um Geld aus der Realwirtschaft zu ziehen: Preissteigerung durch Mangel.
Nach dem Vertrauensverlust in Wertpapiere, welche bloße Versprechen darstellen, wird nun in reale Werte investiert. Ressourcen, welche die Realwirtschaft benötigt, wie Land, Rohstoffe, seltene Erden (Edelmetalle), Mineralöl und sogar Getreide werden aufgekauft, um sie der Wirtschaft vorzuenthalten, bis diese gewillt ist Phantasiepreise dafür zu bezahlen.


http://www.brainworker.ch/WAP/profitwald.htm


Diese Form der Preis-Erpressung muss gesetzlich unterbunden werden. Wozu sollte jemand etwas besitzen und der Nutzung durch Andere entziehen, wenn er weder die Verteilungsfunktion des Handels übernimmt, noch es in irgend einer anderen Weise verwendet? Investitionen in Infrastruktur, die dem Gemeinwohl dient, wären hingegen zu fördern, so lange der Staat nicht über die finanziellen Mittel verfügt, diese Infrastruktur selbst zu finanzieren. Ein Beispiel ist die Investition in nachhaltige Energiegewinnung.

Kann das System durch staatliche Sparmaßnahmen gesunden?

In unserer bestehenden Gesellschaftsordnung kann Armut nicht durch zunehmenden Reichtum beseitigt werden. Dies ist so, weil jedem Geldvermögen eine Schuld gegenüber stehen muss, wie die folgende Grafik der Deutschen Bundesbank bestätigt:


Die Abweichungen der Grafik von der Exponentialkurve erklären sich nicht durch Sparmaßnahmen des Staates. Die erste Abweichung um 1990 erklärt sich aus der Erweiterung des deutschen Bundesgebietes durch die Wiedervereinigung. Die Abweichung nach 2000 erklärt sich durch den Boom der Anlage von Spargeldern in Aktien. Die Belastung der Unternehmen verlagerte sich dadurch von der Kredittilgung in die Dividendenausschüttung. Letztere Belastung ist in dieser Grafik nicht zu sehen, da hier nur Kreditschulden verzeichnet werden. Der Rückgang der Schulden nach 2008 erklärt sich aus dem Rückgang der Geldvermögen/Schulden durch den Börsencrash in diesem Jahr. Dieser hätte eine Gesundung des Systems einleiten können, hätte man nicht gegengesteuert. Es ist ein Irrtum aller liberalen Parteien, dass Sparmaßnahmen eine Entschuldung bringen könnten, denn der Staat ist Teil der Realwirtschaft. Die Schulden, welche er dann nicht mehr trägt, wandern in die Wirtschaft, weil ihr die Ausgaben des Staates fehlen. Deshalb hat sich in der hier vorgelegten Kurve nie eine Sparmaßnahme irgend einer Regierung niedergeschlagen. Das sieht in anderen Ländern der EU nicht anders aus.

Oft will man uns glauben machen, dass die steigende Geldmenge aus einer Anpassung an die gestiegene Wirtschaftsproduktion und die gestiegenen Staatshaushalte hervor ging. Sie ist aber bloß eine notwendige Folge des Zinseszinsproblems, resultiert also aus dem Aufbau des Geldsystems, unabhängig von den Leistungen des Staates oder der Wirtschaft. Diese Unabhängigkeit kann durch die beiden folgenden Statistiken klar belegt werden :


Aus: http://www.kiwifo.de/html/staatseinnahmen_und_geldmenge.htm


Es ist hierbei gleichgültig, dass in der folgenden Grafik M3 zum Vergleich steht. Die Geldmengen M1, M2, M3 steigen
alle exponentiell. Ständiges exponentielles Wachstum ist aber in der Natur und so auch in der Wirtschaft unmöglich.


Aus: http://www.querschuesse.de/m3-und-produktionsoutput-in-der-eurozone/

Würde man die Kurven um die Inflation bereinigen, so dass nicht die Geldmenge, sondern die Kaufkraft der Geldmenge verzeichnet wäre, so würde sich jedes Wachstum des Staatshaushaltes und der Industrieproduktion in den Grafiken einebnen, während die Geldmengen immernoch einen exponentiellen Verlauf zeigen. Angetrieben durch den Zins wachsen die Geldvermögen stets noch schneller als die Geldmenge.

Die Folgen der heutigen Abwanderung des Geldes aus der Realwirtschaft

So lange realwirtschaftliche Betriebe und private Sparer weiterhin ihr Geld nicht mehr durch Gehälter in die Realwirtschaft zurückbringen, sondern das Geld in den Wertpapiermarkt tragen, um es "für sich arbeiten zu lassen", schrumpft die Wirtschaftsleistung. Die Wirschaft trägt den Hauptanteil der Zinslasten, zahlt für die überhöhten Rohstoffpreise und die Devisenspekulationen und leidet unter der künstlich induzierten Inflation über den Kaufkraftverlust der Bürger. Verschuldete Betriebe erreichen nicht mehr ihre finanziellen Ziele und können die Kredite nicht tilgen. Die Folge: Insolvenzen.



Was sich hier abzeichnet ist ledigliche eine Verteilungskrise im Geldsystem. Die Betriebe wären an sich produktiv, werden aber durch das Verteilungsproblem behindert. Mit den steigenden Kreditausfällen kommen schließlich auch die Bankbilanzen durcheinander und Banken müssen "gerettet" werden. Der Staat hat heute die Aufgabe die stagnierende Wirtschaft wieder zum Wachsen zu bringen, damit sie die Kapitalzuwächse der Vermögenden bedienen kann. Dies tut er, indem er den Vermögenden Wertpapiere (Staatsanleihen) verkauft, und die Einnahmen durch Investitionen in Infrastruktur oder Beamtengehälter in die Realwirtschaft pumpt. Aber dies ist keine nachhaltige Lösung, denn die Käufer der Staatsanleihen wollen natürlich auch wieder Zinseinnahmen erhalten. Die Staatsverschuldung ist somit nur ein weiterer Beitrag zur exponentiell wachsenden Vermögenskluft.

Auf lange Sicht müssen wir unser Geldsystem so umgestalten, dass es keines ständigen Wachstums bedarf. Eine Zinsumkehr ist der einzig mögliche Weg, denn sie bewirkt eine Schrumpfung des Finanzsektors, einen Abbau der Vermögenskluft, eine dauerhafte Wachstumsgrenze für Vermögen und Schulden und somit kaum Kreditausfälle.

Zusammengefasst ergeben sich aus diesen Überlegungen
Empfehlungen an die Politik, denen eine eigene Seite gewidmet wurde


Europas Wirtschaft steuert Richtung Nullwachstum

Der wesentlichste Aspekt, der zu dem Schluss führt, dass das gesamte Geldsystem neu zu überdenken ist, besteht in der Annahme, dass ein gesundes System mit Nullwachstum zurecht kommen muss. Unser heutiges System ist derart instabil, dass selbst ein vorübergehendes Nullwachstum zu seinem Zusammenbruch führen würde.

Europa hat das Nullwachstum im Prinzip fast erreicht. Vorreiter war der Wachstumsstopp der Bevölkerung, nun folgt der Rückgang der Energieressourcen. Weiters schwinden die Produktivkräfte, da die Mehrzahl der Bevölkerung administrative Tätigkeiten ausführt, und eine überalterte Gesellschaft sehr viele Pensionisten zu tragen hat. Dementsprechend ist nicht mit weiterem Wirtschaftswachstum zu rechnen.


Links zu den Quellen:      BIP/Kopf       Oil/Person       Population/EU

Prinzipiell mag es dem Menschen durchaus gelingen, die Population auf Erden weiter in die Höhe zu schrauben. Die NASA betreibt eine Studie für einen möglichen Flug auf den Mars. Die Astronauten leben dabei im Raumschiff in einer Symbiose mit Algen, die auf einer Nährlösung aus deren Exkrementen wachsen und als Nahrung dienen. Gelingt dies, so mag unser Planet auch die 20-fache Population tragen. Die Erde vollgepflastert mit Algenkollektoren, die restliche Tier- und Pflanzenwelt ausgelöscht, die Menschen 24 Stunden am Tag vor dem Fernseher, denn außerhalb der Gebäude gibt es dann nichts mehr zu erleben. Wem derartiges nicht sinnvoll erscheint, der sollte rechtzeitig über Nullwachstum nachdenken.




Global betrachtet hat Europa eine Vorreiterrolle. Die Weltbevölkerung insgesamt wird ebenso zum Nullwachstum übergehen müssen, wie dies hierzulande schon geschieht. Wenn wir uns fragen, was die extreme Bevölkerungsexplosion unserer Zeit bewirkt hat, so ist es wohl die technische Entwicklung gewesen. Da der Mensch in Zukunft mit nachhaltig gewonnener Energie auskommen muss, liegt nahe, dass die Population, wie alle natürlichen Systeme, zu einem Nullwachstum übergehen wird, denn nachhaltige Energie ist ist in einem natürlichen System begrenzt.

Gerne wird argumentiert, dass zwar auf materieller Basis das Wirtschaftswachstum begrenzt ist, auf geistiger jedoch unendlich. Aber verschont uns das davor, unser Geldsystem an das materielle Wachstum anpassen zu müssen? Geistige Werte erweisen sich in unserer Kultur als schlecht bezahlt. Ein wissenschaftliches Werk verkauft sich schlechter als ein populärwissenschaftliches. Musikantenstadl-Musik besser als Klassik. Selbst technisches Know-How verliert schnell seinen Wert. Ein Tintenstrahldrucker kann heute mehr, als vor 10 Jahren, aber ist er deshalb teurer? So lange geistige Werte keinen dauerhaften hohen Preis rechtfertigen, ist damit kein Wachstum zu argumentieren. Wir werden uns auf Nullwachstum einstellen müssen.

Alle natürlichen Systeme, die sich im Gleichgewicht befinden, weisen Nullwachstum auf. In einem Wald wachsen so viele Bäume nach, wie verfallen, in einem Korallenriff so viele Fische wie versterben, usw. Ein System kann ins Ungleichgewicht kommen, zum Beispiel durch die Einwanderung einer neuen Art. Die ausgewilderten Hunde Australiens konnten sich somit erst einmal exponentiell vermehren. Inzwischen hat die Natur ihnen aber, durch mangelnde Nahrung wieder eine Grenze gesetzt.

Wir haben zwei Möglichkeiten: Entweder wir begrenzen das Wachstum freiwillig, oder wir werden grob dazu gezwungen. Die größte Leistung der europäischen Zivilisation besteht in der bewussten Geburtenkontrolle. Ohne diese würden wir von der Natur durch Seuchen und Hungersnöte genauso grob in Schranken gewiesen wie alle Kulturen vor uns. Im Bereich der Geldvermögen fehlt uns noch eine selbst auferlegte Wachstumskontrolle.

Eine nicht wachsende Wirtschaft ist nicht innovationslos. Die produzierten Dinge können Jahr für Jahr in ihrer Qualität steigen. Neue Dinge können erfunden werden, nur der Ressourcen und Energieverbrauch darf nicht überscheiten, was die Natur zu regenerieren vermag. Die Mechanik des Nullwachstums kann zum Beispiel an einer Stadt erläutert werden. Nullwachstum bedeutet nicht, dass keine Häuser mehr gebaut würden, sondern lediglich, dass jedes Jahr gleich viele Häuser hinzu kommen. Die Stadt wächst also weiter. Allerdings verfallen auch Häuser. In einer großen Stadt verfallen mehr Häuser als in einer kleinen. So kommt ab einer gewissen Größe der Stadt ein Gleichgewicht zwischen dem jährlichen Zubau und dem Verfall zustande. Die folgende Kurve, welche die Stadtgröße auf einer Zeitleiste beschreibt, hat Axel Grimm auf seiner Website zum Nullwachstum veröffentlicht:



Die hinter dieser Kurve stehende Formel ist für alle natürlichen Systeme gültig, die sich im Gleichgewicht befinden.
Oft wird argumentiert, dass doch Lebewesen anfangs exponentiell wüchsen. Aber ist das so? Der Zellhaufen teilt sich, aber wer genau beobachtet sieht, dass sich dabei nicht das Gewicht verdoppelt. Die Zellen werden lediglich immer kleiner. Betrachten wir die Wachstumskurve von Hunden über 18 Monate hinweg, so beschreibt diese einen kontinuierlichen Übergang in das Nullwachstum, und keineswegs eine Exponentialfunktion:


aus: http://www.bozita.com/PageFiles/1241/Wachstumskurve2.jpg


Diese Kurve wird uns weiter unten in den Überlegungen zum Negativzins wieder begegnen. Ein Negativzins bedeutet also nichts anderes als dass ein Sparer sein Vermögen nach etwa 100 Jahren nicht mehr weiter vermehren kann, weil es eine Wachstumsgrenze erreicht hat. Dies hat für den einzelnen Sparer momentan wenig Bedeutung. Für die generationsübergreifende Entwicklung der Vermögenskluft innerhalb einer Gesellschaft ist der Unterschied zwischen Positiv-Sparzins oder Negativ-Sparzins jedoch gewaltig. Dies wird aus den folgenden Simulationen von fiktiven Sparkonten deutlich hervorgehen. Der Positivzins führt zu einer zunehmenden (positiven) Rückkopplung, und damit zur Zerstörung des Systems durch eine ins unendliche strebende Vermögenskluft, die soziale Konflikte provoziert. Positive Rückkopplungen kommen in der Natur nur bei Katastrophen vor, wo Ökosysteme aus dem Gleichgewicht geraten. Negativer Zins hingegen führt das System in ein Gleichgewicht, weil er jedes Vermögen nach ca. 100 Jahren an eine Wachstumsgrenze bringt. Unsere Wirtschaft wächst (inflationsbereinigt) wie oben dargestellt nach dem Prinzip des Hundewachstums.

Simulationen

Wenn heute alle mathematischen Zugänge, welche den Crash vorausgesagt haben, auf notwendige System- änderungen verweisen, so sind nicht die Modelle falsch, sondern das System.


MMag. Manfred Gotthalmseder

Das hier gezeigte von mir geschriebene Simulationsprogramm dient der Vermittlung der Dynamik des positiven und negativen Zinses. Man kann damit auch seine eigenen Kreditzinsen ausrechnen. Ich verwende es aber um die Entwicklung von Sparkonten zu verdeutlichen. Wie im Text, der als Diskussionsgrundlage dient, dargestellt, sind die Sparkonten wesentlich, um die Entwicklung der Schulden zu erklären. Denn die Verbindlichkeiten entwickeln sich immer spiegelbidlich zu den Forderungen. Geben Sparer ihr Geld nicht aus, so verhält es sich wie in der Geschenkökonomie, wenn der einstige Schenker keine Gegenleistung mehr annimmt. Der Schuldner kann sich nicht entschulden. Durch die Spiegelbildlichkeit ist somit Reduktion der Sparvermögen keine Entschuldung im Gesamtsystem zu erreichen.
Bleiben die Sparvermögen in gleicher Höhe, so auch die Schulden. Entschuldet sich der Staat bei gleichbleibend hohen Sparvermögen, so ist dies also nur durch eine Übertragung der Staatsschulden in die Realwirtschaft möglich. Deshalb ist es so wichtig, sich die Entwicklung von Sparvermögen bei verschiedenen Zinssätzen zu vergegenwärtigen.

Simulation zu positiver und negativer Verzinsung von Geld

Simulation zu Sparformen in Systemen mit negativer Verzinsung

Wie funktioniert eine Wachstumskurve mit eingebauter Wachstumsgrenze?

Natürliche Prozesse sind normalerweise negativ rückgekoppelt und verfügen somit über eine Wachstumsgrenze. Ein Beispiel ist das Sonnenlicht. Die Sonne führt der Erde jeden Tag in etwa den gleichen Eintrag an Energie zu. Die Erde strahlt diese Energie in der Nacht in das All ab. Wärmere Erdteile strahlen prozentuell zu ihrer Eigentemperatur mehr Energie ab als kältere. Stellen wir uns eine vereiste Erde vor, die wir in die Erdumlaufbahn bringen, so wird die Temperatur so lange zunehmen, bis die nächtliche Abstrahlung den täglichen Energieeintrag der Sonne aufwiegt. Die Wachstumsgrenze ist erreicht.

Dieses System wenden wir nun auf ein Sparkonto an. Das folgende Beispiel ist durch eine überhöhte Verzinsung von -30% im Jahr sehr unrealistisch gewählt und dient nur der grafischen Verdeutlichung des Prinzips:



Die Zacken, welche zu sehen sind, stellen die monatlichen Einzahlungen auf das Sparkonto dar. 12 Mal pro Jahr mehrt sich also das Geld am Konto. Aber die Gebühr auf Geld wird täglich verrechnet, und frisst bis zum Folgemonat wieder Geld weg. Jedes Monat ergibt eine Zacke, deren Spitze durch den Geldeintrag am Monatsbeginn entsteht. Da sich die Gebühr (der negative Zins) auf den gesamten am Konto befindlichen Geldbetrag bezieht, ergibt sich kaum ein Verlust, so lange das Vermögen klein ist. Je größer es wird, desto steiler werden die Zacken, bis die Gebühr über das Monat hinweg den ganzen eingezahlten Betrag auffrisst. Wie ein Haus, dessen Wert nur durch ständige Instandhaltung erreicht werden kann, so verhält sich auch das Konto. Damit pendelt sich das Vermögen bei einer gewissen Größe ein. In der Grafik sind auch dunkelgrüne Streifen zu sehen. Die Geldmengen, welche in verschiedenen Jahren verdient wurden, sind unterschiedlich eingefärbt, damit erkannt werden kann, wie sich das Geld der frühen Jahre langsam durch die Gebühr verflüchtigt, während von den späteren Jahren noch viel Geld am Sparkonto verbleibt.

Lineares, positiv- und negativ rückkoppelndes Wachstum im Vergleich

Um diese grünen Streifen, welche das Geld aus verschiedenen Jahren darstellen, besser zu verstehen, hier eine Grafik, die darstellt wie sich Sparen ohne jeden Zinssatz in der Simulation grafisch abbildet. Die monatlichen Geldzuwächse (Zacken) sind hier zu klein um sichtbar zu sein, da die Simulation über 65 Jahre lief. Das im 32. Jahr ersparte Vermögen wurde rot eingezeichnet. Im zweiten Lebensabschnitt wird genau so viel gespart wie im ersten:



Ein Positivzins, wie wir ihn heute kennen, führt innerhalb einer Spar-Lebensspanne zu einem ganz anderen Ergebnis. Dieses Ergebnis lässt uns auch begreifen, warum sich für Vermögende das Arbeiten nicht lohnt. Die zuletzt hinzukommenden jährlichen gesparten Beträge fallen im Verhältnis zu den Zunahmen durch Zins überhaupt nicht mehr ins Gewicht. Nur die ersten 32 Jahre sind entscheidend. Die im zweiten Lebensabschnitt monatlich hinzuaddierten Geldbeträge haben im Vergleich zu den Zinszuwächsen kaum eine Wirkung. Die rote Linie beschreibt die bloße Wirkung des Zinses, hätte der Sparer es in der Lebensmitte aufgegeben noch weiter Geld hinzuzufügen. Dies verplüfft, da der Zinssatz mit 3,67% für die vergangenen 65 Jahre durchaus realistisch gewählt wurde. Niedrige Sparzinsen von 1% kennt unser System erst in den letzten Jahren.



Der Vergleich mit der Grafik zuvor zeigt, dass der Sparer bei einem Vermögenszuwachs von 3,67% nach 65 Jahren das Vierfache des Vermögens erhält, das er selbst eingezahlt hat. Wo kommt denn diese Vervierfachung her? Natürlich aus den Kreditzinsen, welche die Schuldner zahlen (sollen). Wir leben also heute in einer Zeit der Umverteilung von Fleissig zu Reich.

Ganz anders sieht die Sache für den Negativzins aus.



Zuerst einmal fällt auf, dass sich die Vermögenskurve abflacht – Ein ins unendlich wachsende Vermögen ist nicht mehr möglich. Interessant an der Grafik ist aber auch die Dominanz des im zweiten Lebensabschnitt erwirtschafteten Vermögens (über der roten Linie). Jüngst Verdientes hat mehr Gewicht. Die Dynamik des Negativzinses motiviert somit auch Vermögende, noch einer Arbeit nachzugehen. Wer die Grafik genau betrachtet, bemerkt sicher auch, dass in diesem Fall das monatliche Sparvermögen höher angesetzt wurde als beim linearen Sparen. Es wurde berücksichtigt, dass die Gelder, welche durch die Gebühr eingezogen werden, irgendwie in den Wirtschaftskreislauf zurück wandern müssen, und sei es durch ein Grundeinkommen. Die erhöhte Geldmenge in der Wirtschaft führt zu höheren Einkommen und zu höherem Sparvermögen.

Entspricht die heutige Geldwertrelativierung durch Inflation nicht ohnehin einer Gebühr auf Geld?

Ich will darauf zwei Antworten geben. Zum Einen sind die Vermögenszuwächse einer reichen Minderheit zu stark, als dass für sie Inflation auch nur irgend eine Rolle spielen würde. Die folgende Grafik zeigt das Vermögen der Brüder Albrecht, den reichsten Unternehmern Deutschlands (Unternehmen Aldi). Um 27.200.000.000€ innerhalb von 50 Jahren anzusammeln, bedarf es bei einem angenommenen Startkapital von 1.000.000 eines jährlichen Zuwachses von 22.66%. Die Rechnung habe ich Dr. Wozniewsky nachgestellt: http://meudalismus.dr-wo.de/html/zinskritik.htm#1



Wozniewsky unterscheidet nicht zwischen Firmen- und Privatvermögen, da heute durch den Verkauf von Firmen, Privatvermögen gemacht werden kann. Ihm geht es darum, die gigantische Machtverschiebung durch Kapital aufzuzeigen, welche unsere Demokratie gefährdet. http://meudalismus.dr-wo.de/html/stundenloehne2010.htm
Natürlich wachsen Unternehmen bestenfalls Anfangs exponentiell, denn würde die Firma noch 28 Jahre so weiter wachsen, besäße sie das gesamte jetztige Geldvermögen Deutschlands. Da die Wirtschaft den Gesetzen der Natur nicht entkommen kann, und da es in der Natur kein anhaltendes exponentielles Wachstum gibt, handelt es sich auch bei dem Wachstum der Kaufhaus-Kette der Brüder Albrecht nicht wirklich um Wachstum, sondern um Marktanteilsübernahme. Das heißt, es hat vorher viele kleine privat geführte Einzelhandelskaufläden gegeben, und an deren Stelle ist nun die Aldi-Kette getreten.

Wir erkennen eine exponentiell wachsende Machtakkumulation bei bestenfalls linear wachsender Wirtschaft. Es handelt sich also um eine zunehmende Monopol-Bildung, und damit die Aufhebung des natürlichen Wettbewerbs unter gleichstarken Konkurrenten.
Die Brüder Albrecht wären wohl auch in einem Geldsystem mit Gebühr auf Geld finanziell erfolgreich gewesen, und ihr Firmenvermögen würde auch dann eine Wachstumskurve beschreiben, wenn auch nicht eine derart steile. Denn zum Einen hätten sie durch die Gebühr viel zum allgemeinen Wohlstand der gesamten Bevölkerung beigetragen, und zum Anderen hätten - unter der Annahme von Existenzsicherung und Nullzinskrediten - viel mehr Menschen den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt, was ebenfalls wieder den Wohlstand der Gesellschaft gesteigert hätte. Es wäre den Albrechts mehr Konkurrenz begegnet und Lohndumping wäre unmöglich gewesen.
Eine Inflation hat nicht den gleichen Effekt wie eine Gebühr auf Geld, weil die Inflation keinen (sozialen) Ausgleich schafft. Die Gewinne aus den Preissteigerungen werden nicht sofort vollständig in höhere Gehälter investiert, denn Unternehmen wollen wachsen. So steigert die Inflation die Vermögenskluft, während eine Gebühr auf Geld diese mildert.
Die 1.000.000€ Startkapital, die wir in dieser Grafik angenommen haben, erscheinen in Relation zum heutigen Vermögen irrelevant klein, ja so klein, dass der grüne Balken auf der Grafik an der Nulllinie zu liegen scheint. Aber in einem System, in dem Vermögen durch Kapital erzeugt wird, ist das möglicherweise entscheidend. Kleine Unterschiede nach dem Krieg mögen große Startvorteile gewesen sein. Wer einen Kleinlaster hat, wenn alle anderen Fahrrad fahren, hat einen Vorteil, und damit ist sehr viel wahrscheinlicher, dass er Gründer eines zukünftigen Großunternehmens wird, auch wenn aus späterer Sicht der Kleinlaster nur mehr geringen Wert hat.

Innerhalb dreier Lebensjahrzehnte wird sich für den Durchschnittsbürger bei Gebühr auf Geld nicht viel ändern

Die Angst vor einer derartigen Umkrempelung des Systems ist unbegründet, denn für den Durchschnittsbürger wird sich vorerst nicht viel ändern. Der Durchschnitt nimmt zusätzlich Kredite auf, wenn es darum geht einen Wohnort zu finanzieren. Eine Stadtwohnung oder ein Einfamilienhaus am Land, für eine Famile zweier berufstätiger Menschen, kostet heute mindestens 300.000€. 50.000€ mag jeder einbringen und 100.000€ jeder aufnehmen. 650€ monatlich mag jeder Partner zur Kredittilgung beitragen können. Wir wollen im folgenden Beispiel annehmen der Kredit wird über 22 Jahre getilgt, und danach wird neues Vermögen angespart. Betrachten wir dies zunächst mit unserem heutigen Zinssystem:



Und nun in einem Geldsystem mit einer Gebühr auf Geld:



Wir erkennen, dass im zweiten Fall die Rückzahlung des Kredits schon nach 13 Jahren erledigt ist, aber das Ansparen von Vermögen langsamer verläuft. Nach 18 Jahren, wenn die Kinder ausziehen, haben die Partner wieder genug Vermögen, um sie zu unterstützen und gegebenenfalls eigene Wege gehen zu können. Das Vermögen nach 30 Jahren ist ähnlich dem heutiger Sparformen, obwohl wir hier keine höheren Tilgungsraten/Sparquoten angenommen haben.

Gesamtgesellschaftlich kommt es zu einer radikalen Änderung, denn die nächste Generation erbt nicht mehr von entfernten Vorfahren, sondern überwiegend nur was der Vererber erwirtschaftete!

In vielen alternativen Geldtheorien wird auch das Erbrecht über den Haufen geworfen, denn es ist nun einmal so, dass es in der heutigen Welt viel leichter ist, auf der Basis von ererbtem Vermögen Geld zu verdienen als ohne eine solche Erbschaft. Ganze Familienclans leben über Generationen in Reichtum, den sie nicht selbst, sondern ferne Vorfahren erarbeitet haben.
Wenn zwei Konkurrenten im freien Markt um die Käufer ringen, und einer der Konkurrenten Schuldlasten zu tilgen und Mieten zu zahlen hat, während der andere auf Eigentum aufbauen kann, so ist klar, wer die günstigeren Preise machen kann und den Wettbewerb gewinnt. Der Verlierer geht in Konkurs. Für die Finanzierung der Konkurse und Kreditausfälle müssen andere Kredite höher verzinst werden, was wiederum die Wahrscheinlich für weitere Tilgungsausfälle von Kreditnehmern erhöht. Eine ähnliche positive Rückkopplung finden wir bei den Staatsschulden. Je größer die Schulden, desto geringer das Vertrauen der Anleger in die Staatsanleihen, desto größere Zinsgewinne müssen ihnen versprochen werden. Wir sehen: Dadurch, dass unser Geldsystem auf einer positiven Rückkopplung aufgebaut ist, entstehen in den Unterbereichen ebenfalls überall diese eskalierenden Schleifen - ein untragbares Erbe für die nächste Generation!

Über die Schwierigkeit des Gleichgewichts im heutigen System

Ein solches System ist mittel- bis längerfristig nicht im Gleichgewicht zu halten. (Positiv rückgekoppelte System können nicht stabil sein. Das ist ein technisch-mathematisches Faktum!) Es kommt unvermeidlicherweise zu einer extremen Vermögenskluft und zu eskalierenden Schulden und Geldvermögen. Dies lässt sich auch ganz gut an der Simulation hier zeigen. Die folgenden Grafiken zeigt das Sparkonto eines Sparers mit 3,67% Sparzinsen, die Kreditzinsen sind ebenfalls 3,67%. Wir nehmen an, er kann nur 200 Euro im Monat beiseite legen.

Beginnt er mit einem Kredit von 50.000€ (also ein negatives Startkapital) so vererbt er seinen Nachfahren nach 65 Jahren über 105.000€.



Beginnt er mit einem Kredit von 60.000€ erben seine Nachfahren kein Geld.



Und beginnt er mit einem Kredit von 70.000€ so werden die Nachfahren nicht mal einen Boden unter ihren Füßen erben, denn die Schulden steigen auf über 100.000€ und das Elternhaus wird verpfändet.



Das Gleichgewicht in einem System mit Gebühr auf Geld: Die Nachfahren erben die Leistung, nicht das potenzierte Startvermögen der Vorfahren

Betrachten wir nun die Sache in einem System mit gleich hohem negativem Zins. Wieder wollen wir annehmen, dass eine Person gerade mal 200€ Sparvermögen monatlich beiseite legen kann:

Startet eine Person mit einem Kredit von 70.000€, so kann sie nach 65 Jahren ihren Nachfahren fast 50.000€ vererben.



Startet eine Person mit einem Kredit von 50.000 kann sie nach 65 Jahren ihren Nachfahren nicht wesentlich mehr, nämlich 52.000€ vererben.



Und sogar wenn die Person mit einem Guthaben von 50.000€ startet, weil sie selbst etwas erbt, kann sie am Lebensende ihren Nachfahren nur 65.000€ vererben.



Ganz anders sieht die Situation aus, wenn die Person zum Beispiel monatlich das Doppelte sparen kann. Dann verdoppelt sich auch das Vermögen, das sie vererben kann. Das Vermögen, welches sie an die Erben weitergibt ist also nun relativ unabhängig von dem Kapital, das die Person selbst einst geerbt hat, aber stark abhängig von ihrer eigenen finanziellen Leistung. Genau so soll es doch sein!
So wie wir mit unserem persönlichen Einsatz in Erziehungsdingen der nächsten Generation einen Startvorteil geben wollen, können wir dies in diesem System auch finanziell tun, aber eben nur für Erben, die wir noch persönlich kennen, und nicht für alle folgenden Generationen. Das ist fair!

Ein fließender Übergang zur Negativverzinsung von Geld ist denkbar

Der Negativzins, also eine Gebühr auf Geld, ist für ein kaum wachsendes Wirtschaftssystem überlebenswichtig. Die Schweiz ist das erste Land, das diese Notwendigkeit erkannt hat. Teilweise ist dort bereits bei manchen Banken sowohl auf Sparguthaben, wie auf Kredite ein Zins zu zahlen. http://www.tagesschau.de/wirtschaft/negativzinsen100.html

Eine anderes reales System, das dem hier dargestellten nahe kommt, bietet die schwedische JAK-Bank. Sie bietet Kreditnehmern unverzinste Kredite an, Kreditausfälle werden durch Pfandgüter abgesichert.

Sparformen in einem System mit Negativzins

In einem System mit Negativzins lässt sich das persönliche Vermögen etwa zu einem Drittel vor der Gebühr auf Geld schützen. Und zwar dadurch, dass private Kredite vergeben werden. Dazu habe ich eine eigene Simulation programmiert, welche in der unteren Menüleiste die Eingabe periodischer Kreditvergaben zulässt. Um diese Simulation zu verstehen, betrachten wir zunächst die Vermögensansammlung ohne Kreditvergabe:



Verleihen wir bei gleichen Bedingungen nun bspw. über 40 Jahre alle 5 Jahre einen Großteil unseres Vermögens, so steigt unser Vermögen, weil einerseits für das verliehene Geld keine Gebühren anfallen und andererseits fällt für den am Konto verbleibenden vorübergehend geringeren Betrag auch weniger Gebühr an. So kommen wir statt 90.400€ auf 125.300€ Endvermögen.
Ist dem Gebührennehmer (z.B. Staat) dadurch ein Verlust entstanden? Nein, denn das Geld ist immer irgendwo im Umlauf, und so bekommt er immer die Gebühr. Aber dem Kreditnehmer ist ein Vorteil entstanden. Er kommt immer leicht zu einen unverzinsten Kredit. Ein Teil der Gebühr auf Geld muss natürlich einer Kreditausfallversicherung zugeführt werden, damit der Sparer nicht das volle Risiko trägt. Außerdem sollte nicht vergessen werden, dass dadurch, dass mit dem Geld gewirtschaftet wird, der Wohlstand der Gesellschaft vermehrt wird! Heute liegt das Geld der Sparer herum und wir alle tragen die Zinslast dafür. Dass die Bank die Guthaben anderen gut schreibt, ist ein Irrtum. Sie verleiht kein Geld der Sparer. Würde sie dies tun verschwände es vom Sparkonto. Nun werden einige einwenden, dass es dort ohnehin verschwindet und nur noch als Buchgeld, also als Versprechen vorhanden ist. Aber es kann nicht verschwinden, was nie da war. Da heute Geld überwiegend als Buchgeld zur Welt kommt und als solches auf Sparkonten überwiesen wird, war am Konto nie etwas anderes als Buchgeld. Und von dort hat es die Bank nie weggenommen. Wir leben inzwischen mit einer überwiegend rein digitalen Währung, nur viele haben das noch nicht begriffen.
Im Gegensatz zu Bankkrediten wird bei Privatkrediten wirklich das Geld des Sparers weitergereicht und verschwindet daher vorerst von seinem Konto. Dann aber steigt sein Vermögen wieder rapide an, denn zu seiner Sparleistung addiert sich nun die Kredittilgung.



Immer noch gilt die Abhängigkeit von unserer persönlichen Sparleistung. Das bedeutet bei halber Sparleistung halbiert sich auch in etwa unser Endvermögen. Durch die andere Skalierung erscheinen die Grafiken etwa gleich:



Interessant ist, dass sich die Häufigkeit der Kreditvergabe kaum zu Buche schlägt. So hatten wir bei 5-Jahres-Kreditvergaben ein Endkapital von 125.305€, bei 2-Jahres-Kreditperioden beträgt das Endkapital 128.753€



So wie das Anfangskapital nur eine geringe Rolle spielt, sind auch große Ausgaben, welche eher am Start der finanziellen Karriere auftreten, nicht so wesentlich für das zu vererbende Endkapital. Es gilt noch immer: Wir vererben hauptsächlich unsere eigene Leistung. In der folgenden Simulation wurde im 13. Jahr der finanziellen Karriere 100.000 Euro abgebucht. Der Knick im Verlauf der Tilgung ergibt sich daraus, dass der eigene Kredit schneller zurückgezahlt werden konnte, solange der privat vergebene Kredit noch Einnahmen brachte. Sobald sich wieder Vermögen angesammelt hat, wurden neuerliche Privatkredite vergeben, so dass das Endvermögen immerhin 86.589€ beträgt:



In einem System mit einer hohen Gebühr auf Geld wird es auch zu einer Form von Kredit kommen, die wir heute noch nicht kennen. Ich nenne Sie "Rückerstattung auf Abruf". Jemand verleiht sein Geld ohne jegliche Tilgungsforderung, vielleicht sogar lebenslang, unter der Bedingung es jederzeit in voller Höhe wieder haben zu können. Es dient ihm erst einmal als Versicherung für Notfälle, später motiviert ihn die Liebe zu den Erben, es nicht selbst zu verbrauchen. Will er es zurück haben, muss sich der Kreditnehmer einen Kredit im derselben Höhe bei jemandem anderen aufnehmen, um dem ersten Kreditgeber das Geld zurückgeben zu können. Wird das Geld hingegen lebenslang nicht zurückgefordert, wird das Recht auf Rückforderung an die nächste Generation vererbt.

Zur möglichen Rolle von Privatkrediten innerhalb eines Geldsystems

Die Geldmenge hat sich seit den 1970er Jahren vervierzigfacht, und doch nehmen die Insolvenzen zu und die Unternehmen leiden unter Geldknappheit. Auch in unserem heutigen System fällt auf all das vorhandene Geld eine Gebühr, also ein Zins an, aber dieser muss von den Schuldnern getragen werden, und wird daher dort eingehoben, wo ohnehin schon ein Geldmangel herrscht. Selbstverständlich führt das zu Kreditausfällen. An sich sollte es keine Kreditausfälle geben, da einem Kredit ein Pfandwert gegenüber steht, so dass selbst im Fall des Ablebens des Kreditnehmers die Bank durch Verkauf des Pfandgutes abgesichert ist. Aber durch die Zinslast steigen Schulden oft über den Pfandwert hinaus. Durch ein neues System mit zinsfreien Krediten wären totale Kreditausfälle, bei denen das Pfandgut nicht an den Wert der Schuldenmenge herankommt, somit eine extrem seltene Ausnahme.

Erst auf der Basis niedrigster Versicherungsgebühren für Kreditausfälle wird eine private Kreditvergabe zu einer reizvollen Sparform. Privatkredite könnten wesentlich zu einem funktionierenden Geldsystem beitragen. Denn bei der Kreditvergabe der Banken erhöht sich die Geldmenge, bei Privatkrediten hingegen nicht.

Vergleichen wir die beiden Kreditformen an einem Beispiel, ohne die Zinslast einzukalkulieren. Es zeigt sich, dass im heutigen System auch ganz ohne Zinsen immer mehr Geld notwendig wird, wenn der Geldkreislauf versagt:
Nehmen wir an, Herr Loser betreibt ein Geschäft, dieses spielt seine Lebenshaltungskosten herein, nicht aber seine Miete. In der Hoffnung auf bessere Zeiten lässt er sich darauf ein, Schulden zu machen und zahlt damit die Miete von 1000€. Der Vermieter, Herr Winner gibt das Geld auf die Bank. Ein Monat darauf beginnt das Spiel von Neuem, denn Herr Loser hat wieder kein Geld für die Miete. Bei Herrn Winner wachsen die Spareinlagen, bei Herrn Loser die Schulden. Nach 20 Monaten stehen 20.000€ Euro Sparguthaben 20.000€ Schulden gegenüber. Nun läuft die Bindung des Sparguthabens bei Herrn Winner aus, und er will eine neue Küche kaufen, und sein Geld abheben.
Was passiert nun, wenn die Bank ihm einfach dieses Geld auf sein Girokonto überweist? Es wird ausgegeben und geht an Konten von andern Banken. Nun ergeht es der Bank so wie einem Händler mit seinem Warenlager. Der Händler muss ein Gleichgewicht zwischen Einkauf und Verkauf schaffen, sonst leert sich sein Lager oder es geht über. In diesem Fall fließt Geld von der Bank ab und sie muss sich selbst Geld bei anderen Banken ausborgen und Kreditzinsen zahlen, oder aber sie stellt Kredite fällig, und bringt dadurch Geld herein. Nehmen wir an, sie stellt Herrn Losers Kredit fällig. Der hat das Geld nicht. Also wird er gepfändet, und somit ist die Bank wieder finanziell ausgeglichen (Saldenausgleich).

Was wir aus dem Beispiel lernen? 1. Wesentlich für die Deckung von Buchgeld ist nicht die verpflichtende Mindest- reserve von derzeit 2% Nationalbankgeld, sondern die Deckung durch Pfänder. 2. Weiters erkennen wir, dass eine vorhandene Vermögenskluft dazu führt, dass Herr Winner sich nicht veranlasst fühlt, sein Geld auszugeben. Er kann es sich leisten Geld zu sparen. 3. Am anderen Ende fehlt es der Wirtschaft aber an Käufern, wenn gespart wird. Herr Loser hat somit zu wenig Einnahmen. Hinter dem Prozess stecken also unberechenbare psychologische Faktoren, denn wollten die Sparer ihr Geld ausgeben, so wäre Loser mit seinem Geschäft nicht verschuldet. Es ist also die mangelnde Geldzirkulation, durch die es in diesem Beispiel zur Verzwanzigfachung der Spar- und Schuldvolumen kommt. Aber eine Erhöhung der Geldmenge wäre nicht zwingend notwendig. Zu dieser kommt es nur, da die Bank das Geld des Sparers nicht wirklich an den Schuldner weitergibt, sondern neues Geld herstellt (schöpft). Im Fall privater Kreditvergabe bleibt eine Geldmengenerhöhung aus. Winner gibt nun seine tausend Euro jedes Monat direkt an Herrn Loser weiter. Das bedeutet Herr Winner hat das Geld nun nicht mehr am Konto, sondern besitzt nur einen Schuldschein von Herrn Loser. Die Schuld ist durch ein Pfand gedeckt. Kann Loser seine Schuld nie begleichen, wird Winner das Pfandgut verkaufen. Aber bis dahin sind nur die 1000€ im Spiel. Eine auf Privatkredite aufgebaute Wirtschaft kann also mit weniger Geld genauso viel erwirtschaften. Durch einen Zwischenhändler wäre auch die Anonymität des Schuldners gegenüber dem privaten Geldgeber gewährleistet.

Auch eine Geldvernichtung gibt es im Fall der Rückzahlung privater Kredite nicht. Ein System, das einzig auf dieser Form der Kreditvergabe beruht, bedarf im Fall einer stagnierenden Wirtschaft also auch keiner neuerlichen Geldschöpfung. Es bleibt immer gleich viel Geld im Spiel. Damit erübrigt sich die gesamte Kontroverse, wer denn mit welchem Recht Geld erzeugen darf.
Ein System, das auf Privatkrediten beruht, bewahrt uns auch davor, dass das Geld von Leuten wie Herrn Winner über Pensionsfonds oder andere Anlageprodukte am Wertpapiermarkt landet, und der Geldzufluss diesen Markt immer mehr aufbläht – bis zum Börsencrash.